Woran erkenne ich ein gute Zahnprophylaxe?
Eine gute Zahnprophylaxe zu erkennen ist gar nicht so einfach. Zunächst würde man an die Qualifikation des Zahnprophylaxe-Mitarbeiters denken. Allerdings ist für einen Laien nur schwer zu beurteilen, welche Aussagekraft etwaige Titel oder Diplome haben. Außerdem kann auch ein sehr erfahrener und routinierter Zahnprophylaxe-Mitarbeiter besser arbeiten, als ein zwar fortgebildeter, aber unerfahrener frisch Diplomierter.
Je regelmäßiger ein Mundhygieniker am Patienten arbeitet, desto mehr Routine ist vorhanden. Im Idealfall wird die Zahnprophylaxe also nicht von einer Assistenz mit anderweitigen Aufgaben in der Praxis nebenbei oder fallweise durchgeführt, sondern von einem Profi, der ausschließlich die professionelle Zahnreinigung (die nicht zufällig so heißt) durchgeführt.
Grundsätzlich gibt es drei Ausbildungsstufen im Zahnprophylaxe-Bereich: der Zahnmedizinische Fachassistent mit einem Zahnprophylaxe-Basiskurs, der fortgebildete Zahnmedizinische Fachangestellte (ZMF) oder Zahnmedizinische Prophylaxe-Assistent (ZMP), sowie der fortgebildete oder diplomierte Dentalhygieniker (DH).
Der Basiskurs vermittelt Grundwissen, der dem ZMF bzw. ZMP theoretisches und praktisches Wissen bei einer Dauer von zwei bis drei Monaten vermittelt. Ein Dentalhygieniker (DH) hat den höchsten Ausbildungsstand, er ist als einziger in der Lage und legitimiert auch parodontale Erkrankungen zu therapieren sowie zu überwachen. Die Weiterbildung zum Dentalhygieniker (DH) setzt in der Regel die ZMF/ZMP voraus und verlangt sechs bis zwölf Monate intensive theoretische und praktische Ausbildung mit entsprechender Abschlussprüfung.
Neben den manuellen Fertigkeiten muss ein Dentalhygieniker auch über ein möglichst umfangreiches Wissen rund um die Mundpflege verfügen. Generell sollte eine gute Zahnprophylaxe-Kraft jede Frage des Patienten kompetent beantworten können. Regelmäßige Fortbildung gehört also unbedingt dazu und man darf als Patient durchaus auch mal die Frage stellen, wann die Letzte Fortbildung besucht wurde.
Eine medizinische Individual-Zahnprophylaxe orientiert sich im Hinblick auf Therapie, Häufigkeit und Mundhygieneinstruktionen immer am individuellen Risiko des Patienten. Dieses sieht bei einem kariesaktiven Patienten gänzlich anders aus als bei einem parodontal erkrankten Patienten.
Um Parodontalerkrankungen frühzeitig zu erkennen und ggf. zu therapieren, sollten bei allen Patienten einmal jährlich eine Messung der Sondierungstiefen erfolgen. Dabei wird idealerweise an jedem Zahn an sechs Stellen gemessen. Besteht ein parodontales Risiko oder Problem, so sind intensive Überwachungen Pflicht.
Es existieren heute verschieden technische Methoden der Professionellen Zahnreinigung: Handinstrumente, schallaktivierte Spitzen, Ultraschall, Pulverstrahlgeräte verschiedener Art und auch lokale antibakterielle Methoden (medikamentös oder photodynamisch mit Laser). Es kann nicht pauschal gesagt werden, dass bestimmte Methoden automatisch eine bessere Zahnprophylaxe bedeuten. Vielmehr sollte von einem guten Dentalhygienemitarbeiter nicht immer eine einzige gleiche Methode angewendet werden, sondern, je nach Patient und Situation, verschiedene Verfahren vorhanden sein und beherrscht werden.
Es heißt genau deswegen „Individual-Zahnprophylaxe“, weil sie für jeden Patienten individuell angewendet werden muss. Voraussetzung dafür ist eine gute Diagnostik. Es muss sich Zeit genommen werden, die Besonderheiten des Patienten zu verstehen: u.a. Vorgeschichte, Vorerkrankungen, Familien-Anamnese, Mundhygiene, Zustand der Mundgesundheit, Taschenmessung oder Mundhygieneindizes. Besonders wichtig ist es, die Patienten auch darüber aufzuklären und anzuleiten, wie und mit welchen Hilfsmitteln sie ihre Zähne im Alltag zu Hause optimal pflegen können. Gleichzeitig bedarf es hierzu einer entsprechenden Motivation und Kontrolle im Rahmen des nächsten Termins.
Grundsätzlich kann daher ein professioneller Zahnprophylaxe-Termin nicht lediglich 20 Minuten dauern. Eine Stunde ist in der Regel immer erforderlich, zu Beginn ggf. sogar länger. Bei engmaschigen Besuchen (alle drei oder vier Monate) können die Termine dann verkürzt werden. Das richtige Intervall legt der Dentalhygieniker immer individuell fest.
Eine medizinische Individual-Zahnprophylaxe ist keine bloße „Zahnreinigung“. Wenn es richtig gemacht wird, dann merkt der Patient relativ bald, dass sich seine Mundgesundheit auch deutlich verbessert: wenn z.B. Mundgeruch oder Zahnfleischbluten verschwinden. Wie gut eine regelmäßige Zahnprophylaxe wirklich ist, merkt man mit Sicherheit dann nach mehreren Jahren. Denn wenn regelmäßig alles richtig gemacht wird, dann lassen sich die meisten zahnärztlichen Probleme, vor allem Karies, Zahnfleischentzündungen und entzündlicher Knochenverlust, nahezu vollständig vermeiden. In diesem Fall bewährt sich auf jeden Fall: Vorsorgen ist besser als Heilen oder Reparieren.
Dr. Jan Hajtó