Die Lebensdauer unserer Zähne
Die Lebensdauer unserer Zähne steht in direktem Zusammenhang mit der allgemeinen Lebenserwartung. Die Neuzeit, in der wir leben, bietet uns neben vielen Annehmlichkeiten des technischen Fortschritts, infolge der hygienischen und medizinischen Errungenschaften auch eine doppelt so lange Lebenserwartung, als sie unseren Vorfahren Jahrtausende lang bis hin zum frühen zwanzigsten Jahrhundert vergönnt war. Aus Tabelle 1 ist zu entnehmen, dass die weltweite durchschnittliche Lebenserwartung heute bei ca. 67 Jahren liegt.
Hinzu kommt, dass wir in einem westlichen Industriestaat leben, und unsere durchschnittliche Lebenserwartung mit fast 80 Jahren dadurch noch einmal deutlich höher ist.
Die Auswirkungen auf die Lebensauer der Zähne
So erfreulich dies ist, so hat dies jedoch gravierende Auswirkungen auf unsere Zähne. Denn diese müssen nun doppelt so lange intakt bleiben. Dabei sind die Zähne ganz anderen Angriffen ausgesetzt, als früher. Besonders schädlich sind die großen Mengen raffinierten Zuckers und die (Kohlen-) säurehaltigen Softdrinks. Infolgedessen beobachten wir heute sehr häufig zunehmende Abrasionen, Säureerosionen und Abnutzungsdefekte der Zähne.
Normalerweise nutzen sich Zähne um ca. 3 Hundertstel Millimeter pro Jahr ab. Das bedeutet ca. einen Millimeter in 30 Jahren. Allerdings wurde beobachtet, dass dieser Wert ca. zehnmal höher liegen kann, wenn bereits das Dentin freiliegt. Nicht selten sehen wir Patienten, die bereits in relativ jungen Jahren einen großen Teil ihres schützenden Zahnschmelzes verloren haben.
Wir Zahnärzte stehen deshalb vor der besonderen Herausforderung, solchen schädlichen Entwicklungen entgegenzuwirken und sie soweit möglich zu stoppen. Zwei Dinge stellen dabei den Schlüssel zum Erfolg dar:
- Die Abnutzungserscheinungen möglichst frühzeitig zu diagnostizieren, um sie im Ansatz behandeln und minimalinvasiv versorgen zu können. Zu diesem Zweck betreiben wir eine sehr genaue Diagnostik mittels Lupen- oder Mikroskopvergrößerung einschließlich genauer Dokumentation der Befunde.
- Eine kontinuierliche Beobachtung des Verlaufes und regelmäßige Schutzmaßnahmen, wie Fluoridierung und schonende professionelle Zahnreinigung. Dies ist einer der wesentliche Aufgaben der Individualprophylaxe, bei der auch die Wirksamkeit oder eben auch unerwünschte Nebenwirkungen der häuslichen Mundhygiene regelmäßig evaluiert und mit Ihnen besprochen werden. Bei Bedarf erhalten Sie Empfehlungen, wie Sie ihre Zahnputztechnik umstellen oder welche Mundpflegeprodukte und Hilfsmittel speziell für Sie besser geeignet sind.
Es ist ein simpler Vergleich: Aber Ihr Wagen fährt auch deutlich länger, wenn Sie ihn regelmäßig zum Service bringen, das Motoröl und die Verschleißteile auswechseln lassen. Mit den Zähnen ist es genau das gleiche. Professionelle Pflege in individuell auf Ihre Situation abgestimmten regelmäßigen Abständen trägt dazu bei, Ihre Zähne auch ein sehr langes Leben lang gesund zu erhalten. In diesem Sinne wünschen wir all unseren Patienten ein langes Zahnleben.
Dr. Jan Hajtó