Das eine Prozent

Zahnmedizin hat normalerweise nicht viel mit Zahlen zu tun. Aber es existieren zwei Zahlen die bereits bei der Entscheidung für eine Zahnbehandlung oder bei der Wahl der Alternativen von ganz besonderer Bedeutung ist.

Die eine Zahl ist: 1%. Genauer gesagt: Ein Prozent pro Jahr.

Dies ist die Misserfolgsrate, die in der Zahnmedizin wissenschaftlich allgemein als anerkannt gilt, wenn es darum geht zu definieren, ob eine Versorgungsart klinische funktionstauglich ist oder nicht. Eine bestimmte Behandlung wie z.B. eine Krone, Füllung, Inlay, Veneer, Implantat etc. sollte nicht mehr als ein Prozent Ausfälle pro Jahr aufweisen. Einige Versorgungsformen erreichen diesen Wert, andere liegen leicht drüber.

Klingt zunächst mal nicht nach besonders viel. Aber es bedeutet, dass wenn jemand z.B. zehn Inlays erhalten hat, es so gut wie sicher ist, dass nach 10 Jahren eines davon versagen wird. Ein Zahnarzt der 200 Versorgungen pro Jahr einsetzt, wird im ersten Jahr bereits zwei Patienten mit einem Misserfolg sehen. Wenn er das 10 Jahre lang macht, nach 10 Jahren bereits 20 pro Jahr. Betrüge die Misserfolgswahrscheinlichkeit 5% so wären es nach 10 Jahren 100 Misserfolge mit Problemen. Das sind definitiv zu viele.

Wir sind in unserer Praxis heute in der Lage, unsere Behandlungen so durchzuführen, dass wir die 1% nicht überschreiten. Das ist auch, was wir unseren Patienten sagen, wenn wir gefragt werden: Wie lange wird das halten?

Wie eingangs erwähnt existiert allerdings noch eine zweite Zahl: 0,01%.
Also hundertmal weniger. Das ist die jährliche Misserfolgsrate eines parodontal gesunden, unbehandelten intakten Zahnes. Das, was wir Zahnärzte für uns als “Erfolg“ definiert haben, weil es das ist, was wir mit unseren heutigen Methoden maximal realistisch erreichen können, ist um den Faktor Hundert schlechter als die Natur! Dies haben wir immer im Hinterkopf, wenn wir eine bestimmte Behandlung vorschlagen.

Für Sie als Patienten liegt die logische Konsequenz auf der Hand: Lassen Sie es gar nicht erst dazu kommen, dass Ihre Zähne einer Behandlung bedürfen. Pflegen Sie Ihre Zähne zwei mal am Tag und gehen sie mindestens zwei mal pro Jahr zur medizinischen Individualprophylaxe. Damit hätten wir noch eine dritte Zahl. Und viel mehr wichtige Zahlen gibt es in der Zahnmedizin nicht.

Dr. Jan Hajtó