Gute Zahnärzte – Gute Aufklärung

Beratung anhand eines farbigen 3D-Computermodells der Zähne der Patientin. So ein Scan kann heute ohne viel Aufwand innerhalb von wenigen Minuten erstellt werden und wird bei uns in der Praxis bei jeder Beratung von neuen Patienten routinemäßig angeboten.

Woran erkenne ich gute Zahnärzte?

Regelmäßig steht diese Antwort an erster Stelle: „Das A und O guter Zahnärzte ist eine verständliche und umfassende Beratung durch den Arzt auf Augenhöhe. Der Zahnarzt nimmt sich ausreichend Zeit und bespricht Diagnose, Therapie und Alternativen.“ (https://www.verbraucherzentrale.de/projekt-kostenfalle-zahn/gut-zu-wissen/woran-erkenne-ich-einen-guten-zahnarzt-12918).

Zu den wichtigsten Dingen, die wir Zahnärzte unseren Patienten geben können, gehört unser Wissen. Patienten, die ihre Befunde, Diagnosen, therapeutischen Optionen, Risiken und Nebenwirkungen sowie die Konsequenzen bei Unterlassung einer Behandlung verstehen, werden ein größeres Vertrauen zum Zahnarzt aufbringen. Sie haben folglich eine höhere Bereitschaft zur Vorsorge und Behandlung sowie mehr Verständnis bei möglichen Komplikationen als uninformierte Patienten. Gute Zahnärzte sollten also in der Lage sein, für den Patienten relevantes Wissen verständlich zu vermitteln. Ein Patient kann nur in die Behandlung einwilligen, wenn er über genügend Informationen verfügt, um Bedeutung, Risiko und Alternativen einer Behandlung abschätzen zu können.
Für die Mehrzahl unserer Patienten ist es heutzutage sehr wichtig, den eigenen Gesundheitszustand zu verstehen, um eine informierte mündige Entscheidung treffen zu können.

Dies sind einige Grundsätze eines guten zahnärztlichen Aufklärungsgesprächs:

  • Der Patient muss über sämtliche objektive Befunde und Diagnosen informiert werden.
  • Patienten sollten generell gefragt werden, ob sie irgendetwas bezüglich ihres Gesundheitszustandes oder ihrer Behandlung „sehen“ möchten, denn nicht alle wollen das. Wenn ja, können Sie, soweit es möglich ist, Fotos, Röntgenbilder, Modelle oder den Befund direkt im Mund zeigen. Hierzu stehen uns heutzutage durch 3D Mundscanner hervorragende Möglichkeiten zur Verfügung. Hierbei wird innerhalb von wenigen Minuten berührungslos mit einer Kamera ein farbiger hochpräziser 3D Scan des Gebisses angefertigt und es kann den Patienten auf diese Weise sehr eindrücklich der Zustand der eigenen Zähne und des Zahnfleisches aus sämtlichen Ansichten vorgeführt werden (s. Abbildungen).
  • Aussagen zur Dringlichkeit und Schwere sollten gemacht werden. Nicht alles ist gleich dringend.
  • Weniger gravierende Probleme sollten ebenfalls angesprochen werden und mit einem Hinweis auf eine mögliche spätere Behandlungsnotwendigkeit verknüpft werden. Dies ist äußerst wichtig, denn wenn die Behandlung später einmal erforderlich wird, kommt sie nicht völlig unerwartet.
  • Behandlungsvorschläge sollten als Vorschläge formuliert werden, denn letztendlich muss der Patient über seine Mundgesundheit entscheiden.
  • Aussagen zur Prognose, Haltbarkeit und Erfolgswahrscheinlichkeit sollten gemacht werden.
  • Alle denkbaren Optionen bei einem Problem sollten aufgezählt werden, einschließlich der Nicht-Behandlung.
  • Der Zahnarzt muss sich bewusst sein, dass es immer noch andere Alternativen geben könnte, die dem Patienten bereits bekannt sind oder die ein anderer Zahnarzt vorschlagen könnte.
  • Gravierende oder dringende Probleme müssen unmissverständlich als solche benannt werden. In diesem Fall sollte man versuchen, den Patienten zu führen und ihm die absolute Notwendigkeit einer Behandlung zu vermitteln.
  • Die möglichen Folgen einer Unterlassung der Behandlung sollten erwähnt werden.

Abb. 2: Beispiel eines farbigen 3D-Intraolralscans

Diese Auflistung sollte nicht zu der Schlussfolgerung führen, dass der Zahnarzt dem Patienten gut zureden muss. Ganz im Gegenteil: Es ist wichtig, sich immer wieder zu vergewissern, dass der Patient nicht überfordert ist oder ihn die Informationen möglicherweise überhaupt nicht interessieren. Es ist durchaus erlaubt, den Patienten einfach direkt zu fragen: „Interessieren Sie meine Erklärungen?“, oder „Erzähle ich Ihnen zu viel?“ Außerdem sollten Fachbegriffe möglichst vermieden werden. Manche Patienten verstehen in solchen Fällen so gut wie gar nichts, lassen sich das aber aus Höflichkeit nicht anmerken. Ein solche „Beratung“ ist letztendlich sinnlos.

Ein weiterer Aspekt soll an dieser Stelle Erwähnung finden: Sofern dem Zahnarzt eine absehbare oder sehr wahrscheinlich zu erwartende Folge einer bestimmten Maßnahme bereits vorher bekannt ist, so ist es empfehlenswert, diese auch vorab dem Patienten mitzuteilen. Zum Beispiel, dass es nach einer langen Präparation zu Schmerzen kommen kann oder dass nach dem Einsetzen von Zahnersatz doch noch Störkontakte auftreten können. Somit wird aus einer unliebsamen unerwarteten Überraschung ein vom Fachmann vorhergesagtes Ereignis, wodurch die Kompetenz seines Zahnarztes für den Patienten untermauert wird.

Zahnärzte werden nicht speziell zu guten Beratern ausgebildet. Sofern ein Zahnarzt kein rhetorisches oder kommunikatives Naturtalent ist, ist die Qualität der Kommunikation mit Patienten und dem Team eher zufällig. In vielen Praxen übernehmen die zahnmedizinischen Fachangestellten große Teile der Beratung und Aufklärung. Ausgeprägte kommunikative Fähigkeiten machen für den Patienten letztendlich auch einen guten Zahnarzt und ein gutes Praxisteam aus. In unserer Praxis steht eine objektive Aufklärung und Beratung unserer Patienten an oberster Stelle.

Dr. Jan Hajtó