Lumineers – Eine Art von Veneers
Regelmäßig suchen mich Patienten zur Beratung auf und fragen konkret nach „Lumineers®“. Offensichtlich stoßen Patienten bei ihrer Recherche nach Veneers im Internet vermehrt auf Lumineers®. Was sind also Lumineers®?
Lumineers® ist ein von der US-amerikanischen Firma Denmat® eingetragener Markenname für die von dieser Firma hergestellten Veneers. Worin unterscheiden sich nun diese Veneers von Veneers, wie sie von Zahntechnikern üblicherweise hergestellt werden?
Herstellungsart von Lumineers®
Lumineers® werden im Pressverfahren hergestellt. Das Pressen von Keramik ist ein in der Zahntechnik sehr weit verbreitetes Verfahren zur Formgebung von Keramik. Dabei wird ähnlich dem Spritzgussverfahren eine Modellation aus Wachs in eine feuerfeste Form eingebettet, das Wachs durch Ausbrennen entfernt und in den so entstandenen Hohlraum in einem speziellen Ofen eine erhitzte flüssige Keramik eingepresst. Die Form wird im Anschluss zerstört und das keramische Rohteil weiterverarbeitet, z.B. durch Beschleifen, Überschichten, Bemalen, Glasieren, Polieren. Auch in unserem Labor pressen wir täglich Keramik. Dies ist demnach nichts Besonderes.
Material von Lumineers®
Lumineers® werden aus einer von Denmat® patentierten eigenen Keramik hergestellt. Es handelt sich dabei um eine leuzitverstärkte Glaskeramik. Diese Sorte Keramik stellte über viele Jahre den Standard der Presskeramik dar. Das in Deutschland am häufigste gebrauchte Produkt war dabei Empress® der Firma Ivoclar Vivadent®. Nach Aussage von Denmat besitzt Cerinate® eine höhere Festigkeit als vergleichbare Keramiken und ermöglicht dadurch die Herstellung besonders dünner Veneers. Unabhängige Studien, die eine höhere Festigkeit belegen würden, finden sich nicht. Ohnehin stehen uns heute mit verschiedenen Lithiumsilikatkeramiken (z.B. IPS E.max Press oder LiSi Press) deutlich stabilere Presskeramiken zur Herstellung von dünnen Veneers zur Verfügung. Lithumdisilikat ist ca. vier mal so fest wie die alte leuzitverstärkte Glaskeramik.
Non-Prep Veneers
Lumineers® wird damit beworben, dass der Zahnarzt aufgrund der dünnen Schichtdicke von 0,3 mm die Zähne nicht anschleifen muss. Non-Prep Veneers, auch Prepless Veneers genannt, sind grundsätzlich mit allen Arten von Veneers (gepresste Veneers, auf Platinfolie oder feuerfester Masse geschichtete Veneers oder CAD/CAM geschliffene Veneers) möglich. Dies ist keine Besonderheit von Lumineers®. Die dünnsten Veneers lassen sich mit Schichtkeramik auf Platinfolie herstellen. 0,3 mm dünne Veneers lassen sich auch mit Lithiumsilikat pressen oder inzwischen sogar maschinell ausschleifen.
Allerdings können mit Prepless Veneers nur in Einzelfällen zufriedenstellende Ergebnisse erzielt werden, da es in der Natur der Sache liegt, dass die Zähne zwangsläufig größer werden, wenn einfach etwas zusätzlich aufgeklebt wird. Die Zahnzwischenräume werden enger und die Zähne voluminöser. Wenn Zähne zu klein sind, lückig stehen oder zu weit nach innen geneigt sind, dann ergeben Nonprep Veneers durchaus Sinn. In der Mehrzahl der Fälle ist aber ein natürliches Ergebnis nicht möglich, ohne die Zähne zumindest minimal zu beschleifen. Unsere Möglichkeiten ästhetischer Korrekturen werden dadurch sehr stark eingeschränkt. Nicht zuletzt auch farblich, da in extrem dünnen Schichtstärken keine natürlich wirkenden Farbveränderungen vorgenommen werden können. Zahnschmelz ist stark lichtdurchlässig und eine starke Aufhellung mit einem stark deckendem weißen Material an der Oberfläche wirkt unecht.
Es ist auch zu berücksichtigen, dass Veneers als endgültige Versorgung gedacht sind und es daher nicht so entscheidend ist, ob die Zähne zuvor etwas reduziert wurden. Zumal es nicht möglich ist, auf Zahnschmelz fest verklebte Veneers wieder zu entfernen, ohne die darunterliegende Zahnsubstanz spätestens bei diesem Vorgang zu beschädigen.
Schließlich sind Veneers ohne Präparation nur im Oberkiefer möglich, da im Unterkiefer meist kein zusätzlicher Platz zu den oberen Zähnen vorhanden ist. Die Indikaton für Veneers ist aber nicht nur auf den Oberkiefer beschränkt.
Marketing von Lumineers®
Lumineers® werden vom Hersteller intensiv vermarktet. Daher kommen viele Leser von Life Style Magazinen oder Online Marketing in Kontakt mit diesem Begriff. Es wird damit geworben, dass es das am häufigsten von Patienten nachgefragte Veneer sei. Dieser hohe Bekanntheitsgrad ist natürlich eine direkte Folge der umfangreichen Marketingmaßnahmen und sagt nichts über die Güte oder Qualität der Veneers aus. Ebensowenig die Tatsache, dass es Lumineers® bereits 30 Jahre gibt.
Da es sich um ein bestimmtes zahntechnisches „Veneerprodukt“ handelt, unterscheiden sich Lumineers nicht hinsichtlich der zahnmedizinischen Behandlung von üblichen Veneers.
Probleme bei der Ästhetik
Veneerbehandlungen werden in der Regel durchgeführt, um ästhetisch anspruchsvolle Verbesserungen der Zähne umzusetzen. Dies erfordert meist eine intensive Kommunikation zwischen Patient und Zahntechniker, der die dünnen Keramikschalen letztendlich herstellt. Die Wünsche der Patienten, die individuelle Ausgangssituation, der jeweilige Zustand der Zähne und vieles Andere müssen in Analyse und Planung Berücksichtigung finden. Dies ist so gut wie nicht möglich, wenn die zahntechnische Herstellung von einer Firma im Ausland übernommen wird. Bei Lumineers® müssen, damit es einigermaßen vernünftig aussieht, auch immer alle 6 bis 10 sichtbaren oberen Frontzähne versorgt werden, selbst wenn diese völlig gesund sind.
Entsprechend standardisiert und wenig individuell sind die Ergebnisse dieser Methode, zumal die fehlende Präparation ästhetische Ergebnisse oft verunmöglicht. Im Internet finden sich dementsprechend auch Berichte von unzufriedenen Patienten.
Fazit
Ich biete bewusst keine Lumineers® an, da diese meinen eigenen ästhetischen Anforderungen und denen meiner Patienten nicht genügen, keinerlei Vorteile gegenüber klassischen Veneers bieten und die Marketingaussagen mit der Wirklichkeit wenig zu tun haben. Ich verfüge über eine mehr als zwanzigjährige Erfahrung mit Veneers und habe dabei gelernt, dass jeder Fall individuell ist und anders gelöst werden muss. Die Abbildung zeigt einen solchen speziellen Fall.
Mit unseren eigenen Zahntechnikern sowie auch mit spezialisierten externen Zahntechnikern sind wir in der Lage, wirklich langlebige und ästhetische hochwertige Veneers anzubieten, wo möglich natürlich unter maximaler Schonung der eigene Zahnsubstanz.
Dr. Jan Hajtó
3 Klassische Veneers aus Lithiumdisilikat-Presskeramik im Unterkiefer zum Lückenschluss
Lumineers®, Cerinate® sind eingetragenen Warenzeichen der Firma Denmat®.
Empress® und IPS E.max Press® sind eingetragene Warenzeichen der Firma Ivoclar Vivadent®.
LiSi Press® ist ein eingetragenes Warenzeichen der Firma GC®.