Komplizierte ästhetische Fälle zum Fixpreis? – Ein Problem unseres Abrechnungssystems
Als eine Zahnarztpraxis mit Schwerpunkt auf anspruchsvolle ästhetische Versorgungen in München werden wir regelmäßig von Patienten aufgesucht, die mit einer vorherigen Behandlung aus ästhetischen Gründen nicht zufrieden sind oder bereits selbst wissen, das der eigene Fall eine besondere Herausforderung hinsichtlich der ästhetischen Umsetzung bedeuten könnte.
Dabei begegnen wir regelmäßig einem Problem bei der korrekten Veranschlagung der Kosten: Die Gebührenordnung für Zahnärzte kennt nämlich in erster Linie einzelne, definierte Leistungen. Die Grundannahme dabei: Der Zahnarzt macht einzelne Kronen, Brücken, Füllungen, Inlays etc. Sobald eine Leistung funktionsgerecht erbracht ist, kann sie auch abgerechnet werden. Das Problem dabei – vor allem für die Patienten: Ein ästhetisches Ergebnis oder die subjektive Zufriedenheit des Patienten mit dem Aussehen der Zähne ist dabei nicht geschuldet. Auch nicht im Frontzahnbereich. Ist z.B. die Farbe falsch, verbleiben sichtbare dunkle Ränder oder Übergänge, gefällt die Zahnform nicht oder sonst etwas anderes, dann ist der Zahnarzt, eine medizinisch korrekte Behandlung vorausgesetzt, nicht zu einer Nachbesserung verpflichtet. Der Patient ist dann trotz eines fachlich einwandfreien Ergebnisses dennoch unzufrieden.
Kein Zahnarzt möchte unzufriedene Patienten und deswegen bemüht man sich als Zahnarzt natürlich immer um das bestmögliche ästhetische Ergebnis. Dabei hilft es, durch gute Kommunikation mit dem Patienten vorab dessen Wünsche zu verstehen; durch viel Erfahrung mögliche Fehler zu vermeiden; sich auf Top-Zahntechniker zu verlassen; durch sorgfältige Planung und Einproben mögliche Abweichungen vom gewünschten Ergebnis zu umgehen. Dennoch gibt es immer wieder schwierige Fälle, die rein aus physikalischen Gründen nicht zu 100% gelöst werden können, da z.B. Zahnwurzeln verfärbt sind, ein bestimmter natürlicher Zahn in unterschiedlichen Lichtverhältnissen unterschiedliches optisches Verhalten zeigt und nicht immer gleich aussieht, oder weil wir Zähne durch Fremdmaterialien wie Keramik oder Komposit zwar sehr gut fälschen, aber keine eigene Zähne nachwachsen lassen können. In manchen Fällen können Zahnarzt und Zahntechniker auch nicht genau wissen, welche Idealvorstellung des Aussehens der eigenen Zähne ein Patient hat.
Aus diesen Gründen ist es ab einem gewissen Aufwand und in bestimmten Fällen einfach nicht mehr wirtschaftlich möglich, ein Ergebnis anzustreben, mit dem ein Patient nach eigener Aussage zu 100% subjektiv zufrieden ist, denn viele Termine, stundenlange wiederholte Einproben und mehrfache Neuanfertigungen und Korrekturen werden in unserem Abrechnungssystem nicht berücksichtigt, können aber natürlich auch nicht kostenlos erbracht werden. Möchte ein Patient, dass dieser Weg eines besonderen Aufwandes beschritten wird, dann kann eine leistungsgerechte und faire Honorierung nur über Stundensätze erfolgen, wie es bei allen anderen kreativen Freiberuflern üblich und akzeptiert ist.
Wir handhaben es in unserer Praxis so, dass unerwünschte Resultate, die wir sie selbst hätten vermeiden können, denen also ein Fehler oder Versäumnis seitens des Zahnarztes oder Zahntechnikers zu Grunde liegt, auch von uns auf eigne Kosten korrigiert werden. Ansonsten sind eine Einprobe im Mund und eine entsprechende Korrektur bzw. Neuanfertigung in unserer Kalkulation enthalten. Alle weiteren Maßnahmen auf Wunsch des Patienten sind durchaus möglich, werden dann allerdings auf Basis von Stundensätzen in Rechnung gestellt. Die Abbildung zeigt einen Fall, in dem die Krone auf eigene Kosten mit dem Ziel, eine gute Arbeit abzuliefern und eine Patientin zufrieden zu stellen, insgesamt sechsmal angefertigt wurde. Am Ende war die Patientin leider dennoch nicht zu 100% zufrieden und monierte das Ergebnis. Das ist für alle Beteiligten, die sich so viel Mühe gegeben haben, dann auch äußerst frustrierend. Dies mag unser Dilemma veranschaulichen, warum wir nicht, auch wenn wir dies gerne würden, auf eigene Kosten unbegrenzt viele Einproben und Korrekturen vornehmen können.
Dr. Jan Hajtó