Neue Zähne: Die Gesamtsanierung, Krone der Zahnheilkunde

Oft kommen Patienten in eine Situation, in der keine Nachbesserungen und Korrekturen mehr helfen, sondern in der sie einfach neue Zähne benötigen – also eine umfangreiche und komplette Neuversorgung aller Zähne. Dies stellt den Schwerpunkt unserer Praxis dar. Die prothetische Versorgung des gesamten Gebisses stellt gleichzeitig eine der größten fachlichen Herausforderungen in der Zahnmedizin dar. Bei solchen Komplettsanierungen müssen alle Aspekte der Zahnmedizin berücksichtigt werden.

Genau wie bei der Sanierung eines baufälligen Hauses wird bei neuen Zähnen beim Fundament begonnen. Es muss genau untersucht und beurteilt werden, in welchem Zustand sich die Zahnwurzeln, die Zahnnerven und die Zahnsubstanz derjenigen Zähne befinden, die als Stützpfeiler für eine spätere Verankerung von Kronen, Brücken oder Prothesen verwendet werden sollen. Ebenso entscheidend ist der Zustand des Zahnhalteapparates. Dabei werden möglicher Knochenabbau, einzelne oder generalisierte Knochentaschen, der Zustand der Zahnfleischfasern und mögliche Lockerungen der Zähne festgestellt.

Zur ersten Einschätzung der Erhaltungswürdigkeit von Zähnen hat sich das so genannte Ampelsystem bewährt:

  • Grün: Erhaltungswürdige oder mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit erhaltungswürdige Zähne.
  • Gelb: Unsichere Kandidaten; ein vorläufiger Zahnerhalt für eine Zwischenversorgung oder eine abwartende Diagnostik sind möglich.
  • Rot: Hoffnungslose, nicht erhaltungswürdige Zähne, die zeitnah entfernt werden sollten.

Der umfassenden und sorgfältigen Diagnostik, die auch alle notwendigen Röntgenaufnahmen und die Erhebung umfangreicher Funktionsbefunde der Kiefergelenke, Kaumuskulatur und der Okklusion umfasst, schließt sich die prothetische Planung an. Diese muss eine Reihe von Faktoren berücksichtigen.

Unter Anderem sind dies:

  • den Zustand der Zähne und der umgebenden Strukturen
  • statische und konstruktive Gesichtspunkte
  • Platzverhältnisse, anatomische Verhältnisse
  • kieferorthopädische Optionen
  • Materialeigenschaften und Bewährung der derzeit zur Verfügung stehenden Materialien
  • mögliche Materialunverträglichkeiten
  • zahntechnische Erfordernisse
  • funktionelle Aspekte der Kiefergelenke, der Muskulatur und der Kaumuster,
  • die Phonetik
  • ästhetischer Anspruch und Zielsetzung
  • die Wünsche und Eigenvorstellungen der Patienten

Neue Zähne bedeuten Zeitaufwand und enge Zusammenarbeit zwischen Zahnarzt und Patient

Besonders schwierig gestaltet sich bei der Erneuerung des kompletten Gebisses oftmals die Planung und Umsetzung einer über mehrere Monate stabilen und für die Patienten komfortablen Interimsversorgung (Zwischenlösung), wenn Zähne entfernt und möglicherweise zusätzlich durch Implantate ersetzt werden sollen – also wenn die neuen Zähne noch nicht fertig sind.

Vor dem Hintergrund all dieser Variablen sind die Vor- und Nachteile der verschiedenen zahnmedizinischen und zahntechnischen Optionen gegeneinander sorgfältig abzuwägen und die sinnvollsten Alternativen mit dem Patienten zu besprechen. Im Vordergrund stehen dabei immer drei Hauptanliegen:

  1. Lange Haltbarkeit
  2. Substanzschonung
  3. Ästhetik

Eine möglichst lange Überlebensdauer der neuen Versorgung ist im Sinne aller Patienten und auch des Zahnarztes. Hierüber wird normalerweise nicht diskutiert. Hinsichtlich des Stellenwertes von Ästhetik und Substanzschonung existieren allerdings große Unterschiede je nach Patient. Hier sind die jeweiligen Erwartungen genau abzuklären, um die Patienten am Ende vollumfänglich zufrieden zu stellen. Außerdem sind auch die finanziellen und zeitlichen Möglichkeiten der Patienten zu berücksichtigen und in die Planung mit einzubeziehen.

Generell hat sich ein schrittweises Vorgehen sehr gut bewährt, indem über mehrere Einzelschritte eine immer weitere Optimierung, Austesten und Anpassen der Situation Erfolgt. Solche Einzelschritte können unterschiedlicher Art sein. z.B.:

  • Imaging, Photoshop Simualtion und Visualisierung
  • Digital Smile Design: Analyse und Planung des Lächelns mittels spezieller Software (S. Abb.)
  • Full Wax-Up: Aufwachsen oder digitales virtuelles „Aufwachsen“ des geplanten Zahnersatzes
  • Mock-Up: Einprobe und Einsetzen des Wax-Up im Mund mittels präziser Silikonschablonen und Provisorienkunststoff.
  • Laborgefertigte Provisorien
  • Herstellen eines Interimszahnersatzes oder einer Zahnaufstellung
  • Wachseinproben, Rohbrandeinproben, Einproben des fertiggestellten Zahnersatzes
  • Diverse Korrekturen durch antragen und Abtragen von Wachs, Kunststoff oder Keramik
  • Photographische Analysen, 3D Scans der Zähne, Überlagerung und Vergleich von 3D Datensätzen

Schließlich spielen die zahntechnischen Möglichkeiten eine besondere Rolle. Insbesondere bei der Therapie und Erneuerung eines gesamten Gebisses ist die genaue Kenntnis der anatomischen, ästhetischen und funktionellen Eigenschaften von Zähnen von allergrößter Wichtigkeit. Ebenso die Fähigkeit, diese in Form eines hochwertigen Zahnersatzes umzusetzen. Nicht alle Zahntechniker sind in solchen komplexen Fällen geschult und geübt. Wir verfügen in unserer Praxis mit unseren Zahntechnikern über langjährige Erfahrung in der strukturierten Vorgehensweise bei derartigen umfangreichen und komplexen Behandlungsfällen. Für spezielle Teilbehandlungen arbeiten wir mit spezialisierten Fachzahnärzten in den Bereichen Implantatchirurgie, Parodontalchirurgie, Kieferorthopäde oder Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie zusammen.

Letztendlich sind solche großen Fälle allerdings nur dann erfolgreich, wenn sich der Patient als Partner und nicht als Kunde begreift und eine gute Zusammenarbeit sowie gegenseitiges Vertrauen vorhanden sind.

Dr. Jan Hajtó